#2 Bezüge zur Globalen Gerechtigkeit stärken

Shownotes

Unsere zweite Folge knüpft an die um die BER-Konferenz – 24/7 Berlin Global Gerecht – Gemeinsam die Stadt verändern am 20. September 2024 an. Uns leitet die Frage: Wie verändern wir gemeinsam unsere Stadt? Unter dieser Fragestellung engagieren wir uns für eine Entwicklungspolitik, die globale Ungerechtigkeiten, die durch Rassismus, Kapitalismus, Patriarchat und Kolonialismus geprägt sind, abbauen möchte.

Metropolen sind Orte mit riesigem Ressourcenverbrauch und gleichzeitig Orte, wo Visionen und Utopien erprobt werden, die sich global verbreiten. In Berlin gibt es viele Betriebe der Gemeinwohlökonomie, der solidarischen Landwirtschaft, der Genossenschaften und der Commons-Bewegung. Globale Gerechtigkeit wird in diesen sozial-ökologischen Transformationsbewegungen meist nur auf ideeller Ebene berücksichtigt. Zudem sind die Forderungen von diasporischen Gruppen im Globalen Norden und sozialen Bewegungen im Globalen Süden wenig sichtbar. Dazu gehören bspw. die Forderung nach Reparationszahlungen oder auch der Wunsch nach einem Umdenken in der Schuldenpolitik. Mia Smettan berichtet vom Konzeptwerk Neue Ökonomie, indem Dekolonisierung und Feminismus mit Postwachstumsthemen verbunden werden. Dabei spricht sie über globale Verflechtungen in der Care-Arbeit in Deutschland, Fachkräfte-Anwerbeabkommen und ein Projekt zum Thema Klimaschulden.

Links zum Weiterlesen: https://eineweltstadt.berlin/ https://konzeptwerk-neue-oekonomie.org/

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00:00:00: Liebe Zürcherinnen und -erste Hersteller, ich bin der Berliner Entwicklungspolitischen Ratschlag.

00:00:15: Wir sind ein Dachverband der Zivilgesellschaft und sind hier in Berlin-Neukölln angesiedelt.

00:00:22: Ich bin politischer Referent für globalgerichte Kommunen hier beim BR und habe heute die Ehre,

00:00:30: die zweite Folge für unsere Podcastreihe zu machen unter dem Titel "Berport Berlin GlobalGerecht".

00:00:37: Unsere Podcastfolge heute lehnt sich an eine Veranstaltung an, die wir am 16. November 2023 umgesetzt haben

00:00:47: zu dem Thema "Globalgerechte Stadtentwicklung".

00:00:51: Nun ja, wir sind daran interessiert, dass das Thema "Globale Gerechtigkeit stärker in unterschiedliche Sphären der Stadtgesellschaft verankert wird"

00:01:02: und dies aus dem Grund der Veränderung im globalen Norden stets im Kontext der Veränderung im globalen Süden betrachtet werden sollten.

00:01:13: Ich finde, Antje Bruns bringt es auf den Punkt und würde sie hier auch zitieren wollen.

00:01:18: Sie sagt, die sozialökologischen Systeme zwischen Nord und Süd sind so eng verwoben,

00:01:24: dass sozialökologische Transformationsprozesse im globalen Norden neue Geografien der Ungleichheiten im globalen Süden repotenzieren können.

00:01:34: Genau, wir können die Region nicht isoliert voneinander betrachten, sondern müssen einen ganzheitlichen Blick darauf haben

00:01:43: und Veränderungen in Abhängigkeit miteinander unter die Lupe nehmen.

00:01:47: Nicht erst du trotz ist mir bei unserem Fachgespräch am 16. November nochmal bewusst geworden,

00:01:54: dass wir stets mit großen Begriffen um uns werfen, also Begriffe wie die sozialökologische Transformation oder die Begriffe globale Gerechtigkeit

00:02:05: und diese Begriffe letztendlich inhaltlos sind, wenn sie nicht mit dem gefühlt werden

00:02:13: und wenn sie nicht konkret auf den Alltag heruntergebrochen werden.

00:02:17: Und deswegen sollten wir auch das Thema globale Gerechtigkeit im Kontext unserer Arbeit und unserem Alltag betrachten.

00:02:25: Und aus diesem Grund habe ich auch heute einen Gast bei mir, um gemeinsam das Thema zu reflektieren.

00:02:34: Das ist Miers Mettern von Konzeptwerk Neue Ökonomie aus Leipzig.

00:02:40: Miers Mettern hat sich auf das Thema Postwachstum und Kehrarbeit konzentriert.

00:02:47: Mir, bevor ich mir zu dir sage, wäre es schön, wenn du dich selbst kurz vorstellst,

00:02:52: da bist du, was macht dir alles, wie bist du zu deinem Thema gekommen?

00:02:56: Ja, danke, Zerters. Danke euch für die Einladung.

00:03:00: Ich freue mich sehr, heute aus Leipzig hier digital bei euch dabei sein zu können

00:03:05: und auch, dass es geklappt hat mit der digitalen Technik.

00:03:08: Mir, Miers Mettern und ich arbeite seit sechs Jahren im Konzeptwerk Neue Ökonomie in Leipzig.

00:03:14: Das Konzeptwerk ist ein Verein, der zu dem Schwerpunktthema "Sozialökologische Transformation der Wirtschaft" arbeitet.

00:03:24: Also auch wir benutzen diese großen Begriffe, die du gerade schon angesprochen hast.

00:03:29: Genau, und bei uns steht eigentlich immer die Frage im Mittelpunkt, wie können wir eine soziale und gerechte, globalgerechte und eine ökologische Wirtschaft schaffen.

00:03:41: Und wir machen dazu vor allem Bildungsarbeit.

00:03:44: Das heißt, wir organisieren Konferenzen, Workshops, machen Publikationen, entwickeln selber auch Visionen sozusagen für eine gerechtere Wirtschaft und Gesellschaft.

00:03:56: Genau, und mein Schwerpunkt da drin ist eben das Thema "Carearbeit" und feministische Wirtschafts, feministische Wirtschaften, feministische Perspektiven auf Wirtschaft.

00:04:06: Und aktuell produziere ich da drin einen Podcast. Der Podcast heißt "Danke für nichts" und knüpft auch ganz gut, würde ich sagen, an einige Themen an, die du gerade schon so aufgebracht hast.

00:04:18: Von daher freue ich mich schon auf deine Fragen.

00:04:21: Ja, mir, was verstehst du unter den Begriffen "globale Gerechtigkeit"? Inwieweit spielen Sie in deinem Arbeitsfeld eine Rolle, was assoziierst du damit?

00:04:30: Sind das Begriffe, die nicht mehr beleuchtet werden müssen oder was würdest du sagen? Welche Bedeutung haben Sie für dich?

00:04:38: Ja, das ist natürlich auch eine gute und große, große Frage.

00:04:43: Also in Bezug auf das Konzeptwerk und auf meine Arbeit da würde ich sagen, dass es für mich vor allem bedeutet, also wir versuchen auch mit einem dekolonialen Ansatz zu arbeiten.

00:04:57: Und das heißt, dass wir diese Wirtschaftsfragen zuallererst uns anschauen für den globalen Norden, vor allem natürlich auch in Bezug auf Europa, aber generell auf den globalen Norden.

00:05:08: Und unser Ansatz eigentlich ist zu sagen, wir leben im globalen Norden und wir müssen darüber reden, inwiefern die Macht und auch die geschichtliche Vormacht des globalen Nordens Ungerechtigkeit auf der ganzen Welt verursacht.

00:05:25: Und das betrifft natürlich ganz konkret so Themen wie Kolonialisierung und eine extrem lange Geschichte von Ausbeutung von Menschen, aber auch Natur im globalen Süden für die Profite und den Wohlstand im globalen Norden.

00:05:41: Und natürlich, also was jetzt auch immer ersichtlicher wird, auch die Folgen vom Klimawandel sind jetzt schon im globalen Süden viel deutlicher zu spüren in Form von verschiedenen Naturkatastrophen, Dürren, Überschwemmungen und so weiter.

00:05:56: Und in Ländern des globalen Nordens würde ich sagen, wird langsam das Bewusstsein darüber größer, so, ach, okay, bei uns kann es auch eine Sturmflut geben und so weiter.

00:06:06: Genau, aber deswegen ist unser Ansatz nicht zu sagen, okay, wir machen jetzt aus dem globalen Norden heraus, entwickeln wir Konzepte für die Wirtschaft des globalen Südens oder so, sondern eher sozusagen, okay, wir müssen uns halt der Rolle und der Verantwortung, die wir historisch haben, bewusst werden und da in eine aktive Handlung gehen, um Wirtschaft im globalen Norden zu schaffen, die eben nicht die ganze Welt ausbeutet sozusagen.

00:06:32: Und das heißt natürlich, das sind dann Fragen von, wie kann mehr aus erneuerbaren Energien gezogen werden, aber vor allem auch Fragen von, gibt es vielleicht auch eine andere Definition von Glück und Wohlstand als die von Profiten und Konsum und Leistung sozusagen, sondern was ist mit Arbeitszeitverkürzung, was ist mit einem guten Gesundheitssystem für alle Menschen, was ist mit offenen Grenzen.

00:06:59: Genau, also das so allgemein zu unserem Ansatz auch von Postwachstum und Wirtschaft und in Bezug auf meine Arbeit, also wenn es um Themen geht, das Thema Kehrarbeit, da ist es auf jeden Fall sehr konkret auch immer wieder.

00:07:12: Kehrarbeit, also alle möglichen Tätigkeiten im bezahlten Sektor von Haushaltshilfe, überkranken Pflege, überalten Pflege und so weiter, das findet auch wie sehr viele andere Arbeiten auf einem extrem globalisierten Arbeitsmarkt statt.

00:07:28: Und das heißt, dass Deutschland ja ganz aktiv versucht, den Fachkräftemangel mit Menschen aus dem Ausland, also in Bezug auf Pflege, es sind auch viele Leute aus Osteuropa auf jeden Fall, aus Polen und der Ukraine, aber auch aus Brasilien oder den Philippinen.

00:07:46: Also genau, Deutschland hat rund um die Welt Anwerbeabkommen für Arbeitskräfte, um eben den Fachkräftemangel im deutschen Pflege- und Sorgesystem zu decken.

00:07:57: Ich finde das Thema immer so besonders präsent, weil wenn man sich eben gleichzeitig die Asyl- und Migrationspolitik Deutschlands anschaut, die ja auf immer immer mehr Abschottung beruht, dann ist für mich eben da ganz klar ersichtlich, okay, da geht es darum, dass wir eine Entlastung und einen Wohlstand erhalten wollen oder schaffen wollen für Menschen, die halt hier als weiß gelesen werden und mit einem deutschen Pass leben können und Menschen aus anderen Ländern führen die

00:08:23: Arbeiten dann hier aus mit aber einem sehr prekären Aufenthaltsstatus oft. Und das sind ja eh meistens schon Arbeiten, die extrem unsichtbar sind und schlecht bezahlt und Personalmangel und so weiter.

00:08:39: Und dann kommt dazu, dass Menschen, die halt deren Arbeitsstatus dann hier an den Aufnahmen, an den Aufenthaltsstatus geknüpft ist, hier sozusagen die Lücken stopfen sollen im deutschen Pflegesystem.

00:08:50: Genau in dem Bezug ist es ganz konkret.

00:08:53: Was würdest du sagen? Würdest du sagen, dass die ökologische Bewegung lange Zeit das Thema globale Gerechtigkeit anständig behandelt hat oder auch vernachlässigt hat?

00:09:05: Was sind deine Erfahrungen? Also ich weiß ja auch beispielsweise, dass das Thema schlechter Gerechtigkeit lange Zeit in der ökologischen Bewegung anständig behandelt wurde oder thematisiert wurde. Was sind deine Erfahrungen?

00:09:18: Das würde mich interessieren.

00:09:20: Ich würde dir da recht geben. Ich würde auch sagen, dass dieser Zusammenhang von Klimawandel oder Ausbeutung von ökologischen Ressourcen auch und globaler Gerechtigkeit,

00:09:31: dass der eher so, also ich nehme das schon so wahr, sozusagen eher so in meiner Generation der Klimabewegung jetzt immer mehr so stark gemacht wird.

00:09:42: Und da wird auch dieser Begriff benutzt Klimagerechtigkeitsbewegung, was eben genau heißen soll.

00:09:49: Es geht nicht einfach nur darum, ob wir jetzt ein Tempolimit haben oder ob wir alle erneuerbare Energien fördern oder Strom daraus beziehen,

00:09:58: sondern es geht eben auch darum, dass es also zum einen, dass auch Klimamaßnahmen und eine neue Wirtschaft sozial gerecht,

00:10:07: auch für alle Menschen, auch in Deutschland zum Beispiel, dass es nicht nur sein kann, okay, wir zahlen mehr Geld für zum Beispiel teureren Strom, der aus erneuerbaren Energie kommt,

00:10:18: sondern es muss auch immer mit einer sozialen Gerechtigkeit einhergehen, dass Menschen sich das leisten können müssen

00:10:24: und aber auch zu sagen, okay, also wir haben jetzt zum Beispiel ein Projekt, das startet jetzt, es ist ganz spannend, wo es eben um Klimaschulden geht.

00:10:34: Also das ist mit einer Gruppe aus Kamerun, wo es ganz konkret darum geht, hey, also in vielen Ländern des Globalen Südens gibt es ganz drastische Verluste von Land zum Beispiel

00:10:44: und Verluste von, wo Menschen ihre Einkommen generieren können.

00:10:48: Und das heißt, wir müssten eigentlich sozusagen auch wirklich monetär Klimaschulden bezahlen, dafür, dass im globalen Norden eben viel davon profitiert wurde

00:10:58: und ja immer noch wird von Ressourcen und Land und Menschen des Globalen Südens.

00:11:02: Interessant, dass Sie ein Projekt dazu habt. Die Nath-Desperes wurde auch bereits zu dem Thema "Schulden" gearbeitet.

00:11:09: Es gibt ja mehrere Ebenen, wie der globale Süden mitgenacht werden kann.

00:11:15: Zum einen auf der Ebene von Postkolonialität und Rassismus, aber auch auf der Ebene der Partnerschaftsarbeit.

00:11:23: Wir kennen ja vielfältige Partnerschaftsformen, wir kennen die formalisierten Städterpartnerschaften.

00:11:30: Es gibt die Klimapartnerschaften, es gibt die Schulpartnerschaften.

00:11:34: Mich würde interessieren, wie bei der Partnerschaftsgedanke in Deiner Arbeit eine Rolle spielt oder bei Joachim Konzeptwerk eine Rolle spielt.

00:11:44: Ja, ich finde das eine total gute Frage, weil die uns auch in unserer Arbeit seit vielen Jahren schon beschäftigt.

00:11:52: Genau, weil ich muss dazu sagen, dass das Konzeptwerk gegründet wurde von tatsächlich auch eher privilegierten Personen,

00:12:00: also alles weiße und kalt.

00:12:03: in Deutschland, sozialisierte Personen, auch genau mit Studium abgeschlossen und so weiter.

00:12:09: Und wir haben in den letzten Jahren einen relativ intensiven Organisations-Entwicklungsprozess.

00:12:16: Also ich würde sagen seit jetzt drei Jahren genau nochmal so intensiver auch zum Thema Rassismus

00:12:24: und genau wegkommen von auch so eine sehr weiße und heterogene Gruppe sein.

00:12:30: Und wir haben auch einfach viel beobachtet, dass so dieses Thema unter diesem Wort "D-Growth" zum Beispiel und Postwachstum

00:12:40: also in Deutschland halt auch sehr geprägt ist von weißen akademischen Männern meistens.

00:12:48: Und in dem Zuge haben wir auch nämlich angefangen mehr Kooperationsprojekte zu machen mit postmigrantischen Organisationen

00:12:56: oder selbst organisierten migrantischen Organisationen.

00:13:00: Weil wir irgendwann so gemerkt haben, okay, also das einen Punkt war auch, wir wollen gerne auch selber als Verein diverser werden,

00:13:06: weil wir auch den Eindruck hatten, man macht irgendwie als Organisationen auch meistens die Projekte und die Inhalte,

00:13:13: die eben ja die Leute, die da gerade arbeiten, irgendwie machen wollen oder machen können,

00:13:17: auch so von ihrem Horizont und so weiter.

00:13:20: Und daher haben wir dann von der Weile auch angefangen, zum Beispiel mit Darmigra,

00:13:25: also dem Dachverband der Migrantinnenorganisation und auch mit Mikropa zum Beispiel.

00:13:33: Das ist eine Leipziger, eine Leipzigerverein, die vor allem arbeiten zu Migrantische oder auch genau schon in zweiter, dritter Generation Menschen in Medien und im Bildungswesen.

00:13:46: Genau, also mit so verschiedenen Organisationen haben wir Kooperationsprojekte gestartet.

00:13:51: Und das heißt, genau wirklich versucht auch von Anfang an zu gucken, hey, was wollen wir gemeinsam machen und zu welchem Thema wollen wir gemeinsam arbeiten.

00:13:58: Und das eine war eben zum Beispiel auch so globale Gerechtigkeit in der Bildungsarbeit als Thema,

00:14:05: wo wir dann zu diesem Überthema auch eine Konferenz gemacht haben und Podcast folgen.

00:14:11: Und daraus ist dann eben immer mehr auch entstanden, dass auch tatsächlich einmal eine Person auch gewechselt hat zu uns.

00:14:17: Also genau das einfach auch von welchen Kontakte wir geknüpft haben und wer sich bei uns bewirbt und welche Projektideen bei uns entstehen,

00:14:25: dass es sich auch einfach verändert hat.

00:14:27: Und das ist eine total gute Erfahrung für mich persönlich und fürs Konzeptwerk insgesamt.

00:14:32: Ich glaube, wir haben da auch einige Sachen nicht immer richtig gemacht sozusagen am Anfang,

00:14:38: aber es ist total schön zu sehen, dass es so vieles schon verändert hat bei uns intern und auch in welche Projekte wir machen.

00:14:45: Genau, weil zum Beispiel das Klimaschuldenprojekt ist eben auch so entstanden, dass eine Person, die ursprünglich aus Kamerun kommt

00:14:52: und eben Klimaforscher, Klimawissenschaftler ist bei uns arbeitet und jetzt verschiedene NGOs.

00:15:00: Also genau das Projekt ist jetzt gerade erst gestartet.

00:15:03: Es gibt auch noch nichts öffentlich dazu, sondern da gab es jetzt die erste Veranstaltung,

00:15:08: wo verschiedene Organisationen, NGOs und Einzelpersonen in Kamerun eingeladen wurden,

00:15:16: um halt ein erstes Treffen zu machen zu der Frage, okay, wie können wir gemeinsam zu dem Thema Klimaschulden arbeiten?

00:15:23: Also das ist noch so relativ am Anfang.

00:15:26: Das ist interessant, weil wenn du so darüber berichtest, merke ich, welche Ressourcen wir innerhalb des PS haben.

00:15:32: Wir haben hier Kontext zu unterschiedlichen Diaspore-Organisationen, wir arbeiten ja eng mit dem Afrika Rat zum Beispiel zusammen.

00:15:40: Die sind ja selbst auch ein Dachverband der diasporischen Organisationen aus Afrika in Berlin.

00:15:47: Ich finde, dass unsere Ressourcen als Verband dahin gehend sehr stark ist, dass wir stärker auch in die Vernetzungsarbeit gehen sollen.

00:15:57: Mir schwebt auch natürlich immer die Konferenz mit, die wir derzeit planen und die am 20. September umgesetzt wird

00:16:04: zur global gerechter Stadtentwicklung hier in Berlin Global Village.

00:16:08: Und da ist es natürlich auch wichtig, diese Konferenz als Plattform, als Vernetzungsforum zu nutzen

00:16:16: und stärker zwischen eher weiß geprägten Organisationen und eher migrantisch und postmigrantisch geprägten Organisationen zu vermitteln.

00:16:25: Das ist jetzt nur so ein Gedanke, was mir so gekommen ist in den Ausführungen, die du hattest.

00:16:32: Aber das Thema Vernetzung führt mich auch gleich über zum nächsten Feld, was mich sehr interessiert, nämlich einerseits ist mir der globale Bezug sehr wichtig.

00:16:43: Auf der anderen Seite finde ich die lokale Verankerung oder die Ebene der lokalen Verankerung sehr interessant.

00:16:51: Mich würde interessieren, wie weit ihr als Konzept in eurer Nachbarschaft, in Sozialraum oder auch in der Kommune verankert seid.

00:17:01: Habt ihr auch einen lokalen Bezug oder sagt ihr eher, dass der lokale Bezug jetzt nicht so stark bei euch mitschwebt, sondern ihr euch auf andere Ebenen konzentriert.

00:17:15: Zum einen sind wir auf jeden Fall gut in die Stadt eingebunden, also jetzt vielleicht weniger spezifisch ins Kiez und in die Nachbarschaft.

00:17:26: Wobei unser Büro ist auch auf einem Gelände, wo man sich kennt, wo verschiedene Gewerke drin sind und verschiedene Büroräume usw.

00:17:35: Das ist auch ganz schön.

00:17:36: Aber ansonsten sind wir auf jeden Fall sehr vernetzt mit Leipziger-Aktörinnen der Zivilgesellschaft.

00:17:44: Der Fokus unserer Arbeit ist meistens zivilgesellschaftliche Gruppen und Organisationen, also jetzt weniger Parteien oder staatliche Institutionen.

00:17:56: Und was wir zum Beispiel meistens machen, wenn wir größere Veranstaltungen organisieren, also Konferenzen, ist, dass wir die eigentlich immer mit einem Orgarkreis aus ehrenamtlichen Menschen auch organisieren.

00:18:09: Also das heißt, wir rufen auf zu "Hey, im März 2024 organisieren wir eine Konferenz zum Thema Vergesellschaftung jetzt konkret und wer hat Lust mit zu organisieren.

00:18:22: Wir brauchen Unterstützung für Öffentlichkeitsarbeit, für Programmgestaltung, für Logistik und da wird das schon seit zehn Jahren ungefähr so machen.

00:18:31: Gibt es auch Leute, die schon öfter mitgemacht haben und auch gerne wieder machen oder auch Leute natürlich die neu dazu kommen.

00:18:37: Und je nachdem, was das für eine Veranstaltung ist, ist das entweder Leipzig-Weit oder auch deutschlandweit.

00:18:43: Genau, aber in Leipzig dann gibt es auch einfach vor Ort Treffen.

00:18:48: Das ist auf jeden Fall eine sehr schöne Arbeit, um nicht nur so in unsere eigene Suppe zu kommen, sozusagen, sondern irgendwie aus uns heraus auch mit Leuten in Kontakt zu kommen, die eben auch einfach Lust haben, aktiv zu werden.

00:19:02: Und was wir auch schon gemacht haben, ist so Ortsgruppen zu gründen.

00:19:06: Also zum Beispiel für das Netzwerk Care Revolution, was so der größte Zusammenschluss ist bundesweit an Organisationen und Gruppen, die sich für verschiedene Themen in Bezug auf Carearbeit einsetzen.

00:19:20: Also auch so was wie Krankenhausstreiks zum Beispiel.

00:19:24: Und da haben wir in Leipzig eben eine Gruppe ins Leben gerufen, die dann Teil dieses Netzwerks geworden ist und die gibt es auch immer noch.

00:19:32: Genau, das sind so zwei Beispiele dafür.

00:19:34: Naja und kurz anschneiden aufgrund der kurze Zeit kann ich noch, dass uns sonst sehr, sehr das Thema Sachsen und Landtagswahlen in Sachsen und in Ostdeutschland nächstes Jahr beschäftigt.

00:19:46: Es ist ja nicht mehr nur einen Sachsen-Türingen-Thema, es ist ja auch bundesweit.

00:19:51: Aber trotzdem würde ich sagen, dass das für sächsische und ostdeutsche NGOs gerade auf jeden Fall noch mal eine andere Alarmstufe ist.

00:20:00: Und da gerade sehr, sehr viel Vernetzung entsteht und Überlegungen zu gemeinsamen Kampagnen nächstes Jahr um einen noch stärkeren Rechtsruck abzuwenden, im besten Fall.

00:20:12: Und es zu schaffen, dass weniger Leute die AfD wählen werden.

00:20:15: Also genau, das ist sozusagen die regionale Ebene.

00:20:18: Also die regionale Ebene beschäftigt uns da gerade sehr.

00:20:21: Es gibt ja die Bewegung, die beispielsweise den neuen Kommunalismus oder Municipalismus.

00:20:28: Ich weiß nicht, ob diese Bewegungen, die bekannt sind, innerhalb dieser Bewegungen besteht ja die Bestrebung, lokale Parteien zu gründen und direkt in die Kommunen hineinzuwirken.

00:20:40: Diese Bewegung, die unter der Überschrift "Neuer Kommunalismus" gesammelt werden, sind ja auch häufig feministisch geprägt.

00:20:49: Was denkst du, ist so etwas auch bei uns möglich?

00:20:52: Total spannender Gedanke.

00:20:54: Ich muss gestehen, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.

00:20:58: Und also wie ich die Leipziger oder Linke oder progressive Bewegungen einschätze, sehe ich das gerade nicht sozusagen.

00:21:11: Also ich glaube, da gibt es halt sehr viel außerparlamentarische Gruppen.

00:21:15: Ich würde sagen, in Leipzig gibt es halt viel mehr Gruppen, die normalerweise sich außerhalb von Parteien bewegen.

00:21:22: Und genau, das glaube ich auch nicht unbedingt wollen, so eine Parteipolitik zu machen.

00:21:28: Aber ich würde auch sagen, dass es sich langsam gerade so ein bisschen ändert, natürlich auch mit dem Auseinanderfallen der Linken im Moment.

00:21:37: Dass es total heißes Thema ist hier auf jeden Fall, ob jetzt alle in die Linke einsteigen oder ob man irgendwie neue Parteien gründet.

00:21:45: Aber ich glaube eher gibt es gerade die Tendenz zu versuchen,

00:21:51: vielleicht innerhalb der Linken, also der Partei die Linke, was zu verändern, als eine neue Partei auf die Beine zu stellen.

00:21:58: Ja, nee, ich meine auch gar nicht, dass es neue Parteien sein sollen, die gegründet werden,

00:22:05: sondern es geht im Grunde darum, dass Menschen aus der Civilgesellschaft in die Politik geschickt werden.

00:22:11: Also sie können auch in bestehende Parteienlandschaften hineinwirken.

00:22:15: Wichtig ist, dass halt nicht unbedingt professionellisierte Personen aus dem Politikbetrieb da reinkommen,

00:22:23: sondern halt Akteure aus der Civilgesellschaft mit ihren Themen stärker in die lokalen Strukturen

00:22:31: bzw. Verwaltung und Politik hineinwirken können.

00:22:35: Ja, aufgrund der fortgeschrittenen Zeit müssen wir leider zum Ende kommen.

00:22:39: Ich fand das sehr interessant und spannend.

00:22:41: Ich hoffe, dass wir auch in Zukunft Kontakt haben und gemeinsame Ideen anstoßen können mir.

00:22:47: Ich würde mich an dieser Stelle auch an unsere Zuhörenden wenden wollen.

00:22:52: Ja, liebe Zuhörende, danke euch ebenso, dass ihr dabei wart.

00:22:57: Notiert euch bitte den 20.9.

00:22:59: Wir werden an dem Tag eine Konferenz umsetzen unter dem Titel 24/7 Berlin Global Gerecht.

00:23:09: Soll heißen, wir arbeiten an 24 Stunden an 7 Tagen an einer global gerechten Stadt,

00:23:16: einer Stadt, die weltoffen ist, die demokratisch ist und sozial gerecht ist.

00:23:21: Wir möchten in einer Stadt, in der ihre Bewohner weder auf Kosten der Menschen im globalen Süden

00:23:27: noch auf Kosten zukünftiger Generationen leben.

00:23:30: In unserer Konferenz möchten wir mit euch gemeinsam darüber nachdenken, wie dies ermöglicht werden kann

00:23:36: und freuen uns über eure Teilnahme hier im Berlin Global Village.

00:23:42: Danke an alle, danke an wir, danke an die Zuhörenden.

00:23:47: Sehr gerne.

00:23:48: Und an diejenigen, die diese Aufnahme ermöglicht haben.

00:23:52: Auf Wiederhören und bis zur nächsten Folge.

00:23:55: [Musik]

00:24:03: Copyright WDR 2020

00:24:05: SWR 2021

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